in den Zeiten von Finanzkrise, Datenklau, Energiepreissprüngen und scheinheiligen Kyoto-Nachfolgeverhandlungen
Klar – alles nicht einfach zu verdauen – zur Zeit.
Um sich im Engagement für eine bessere Welt in Zeiten von Weihnachtsmärkten, dunklen Nebelnachmittagen und stressigen Geschenke-Einkaufspartien im wahrhaft heilerischen Sinne zu betätigen, rate ich allen Menschen, denen es um Körper Geist und Seele geht, einmal radikal alle Verpflichtungen sein zu lassen und sich an die Herstellung eines guten Lebkuchens zu machen.
Im letzten Jahr probierte ich an die 10 Rezepte aus. Sie gingen von 1600 bis 1960. In diesem Jahr versuchte ich nun, meinen, Raffaels „idealen Lebkuchen“ aus all diesen Versuchen zusammenzubasteln.
Zuvor jedoch – zum Einstimmen – ein Bild meines Vaters Elmar Zimmermann:
Der Lebkuchen geht so: 750 Gramm Honig aufkochen bis er im Topf steigt. Diesen heißen Honig in eine Schüssel geben – möglichst kein Glas (hihi…) – und auf Handwärme abkühlen lassen.
400 Gramm Vollkornmehl mit 18 Gramm Pottasche vermischen. Dann auch – ganz nach persönlichem Geschmack Gewürze dazugeben und hineinmischen. Ich nenne Ihnen jetzt die entscheidenden Gewürze: Pfeffer (weiß oder schwarz), Zimt, Nelken, Muskatblüte, Koriander. Entscheidend dabei ist, dass Sie wirklich ihren ganz eigenen Geschmack befragen (Vielleicht die erste Meditation seit Jahren machen…! Es lohnt sich) und sich trauen, auch reichliche Mengen – also 10 bis 20 Gramm – zu nehmen. Natürlich nicht von allem so viel. Aber wenn Sie wollen, dass Ihr Lebkuchen wie ein wirklich guter körperreicher Wein nach einer Minute in ihrem Magen diesen plötzlich wärmt und liebkost, dann nehmen Sie beispielsweise 10 Gramm Pfeffer und je 2-5 Gramm von den anderen Gewürzen.
Danach mit dem abgekühlten Honig gut vermengen.
Nun ist ein Tag Nichtstun angesagt, denn dieser „Vorteig soll erst mal 24 Stunden ruhen. Bitte kein misstrauischer Blick darauf – denn auch ich glaubte, daraus könne nichts werden – doch es wurde…
Nach der 24-Stunden-Frist 5 Eigelb, die abgeriebene Schale zweier Zitronen (Bio-natürlich, sonst können Sie gleich in die Apotheke gehen!), 150 Gramm brauner Zucker und 400 Gramm Nüsse (Da nun sind ihre ganz persönlichen Vorlieben gefragt: Haselnüsse oder Walnüsse gemahlen oder nur grob gehackt. Ich sage Ihnen: Setzen Sie auf urigen Nussgeschmack und hacken Sie die Nüsse nur grob. Da merkt mensch, dass es auch Nüsse sind, die den Magen erfreuen) zu dem sehr festen Honig-Mehl Teig zugeben und mit den Mitteln, die Ihnen geeignet scheinen, einarbeiten.
Zugegeben, das ist Knochenarbeit. Ich nahm meinen selbst hergestellten Holzmörser und drückte und schubste mit allen Kräften. Aber kräftige Hände oder Finger oder wirklich gute Rührgeräte werdens – hoffentlich – auch tun. Auf jeden Fall ist der Teig viel weicher, wenn denn alles gut durchmixt ist.
Jetzt nur noch fingerdick auf einer gut bemehlten Fläche ausrollen und dann in rechteckige schön große Lebkuchenstücke schneiden.
Auf jedes Lebkuchenstück in der Mitte eine halbe Walnuss – eingetaucht in Kirschwasser – sanft einpressen. Das sieht einfach schön aus und zeigt den Finanzjongleuren an der Börse, was der eigentliche Reichtum der Menschheit ist: Betätigung in der Wirklichkeit, Fantasie und Kreativität.
Diese Stücke auf ein mit Backpapier belegtes Backblech geben und bei 190 Grad ca. 12 Minuten backen. Nach 8 Minuten einfach regelmäßig schauen – die Lebkuchen dürfen auf keinen Fall am Boden dunkel werden, dann schmecken sie verbrannt…!
Wenn sie aus dem Backofen herausgenommen werden, dann mit einem Pinsel in flüssigen Honig (Waldhonig) eintauchen und die heißen Lebkuchen mit diesem ganz dünn bestreichen. Das ergibt eine schöne glänzende Patina.
Solch ein Lebkuchen reicht für eine ganze englische Tee-Time oder eben unseren guten bundesrepublikanischen Weihnachtskaffee.
Guten Appetit.
Raffael
Der Beitrag wurde am Dienstag, den 16. Dezember 2008 um 12:27 Uhr veröffentlicht.
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